Quellenforschungen

Als Funktionär und langjähriger Vorsitzender des Historischen Vereins Neuburg an der Donau war es mir seit meiner ersten auf Archivforschung beruhenden Arbeiten über das Neuburger Bürgerspital 1973 und die Geschichte der Fischerei und Schifffahrt auf den Donau von 1979 an eine besonderes Anliegen, zur Erforschung der bürgerlichen Geschichte der Stadt einen Beitrag durch Edition historischen Archivquellen zu leisten, besonders da auch der historische Verein in dieser Hinsicht über ein außerordentlich reichhaltiges und interessantes Archiv verfügt.

Ein erster Schwerpunkt meiner Bemühungen war – da ich ja selbst als städtischer Hauptamtsleiter sozusagen ein Nachfahre der früheren Stadtschreiber bin – die Übertragung der im Stadtarchiv verwahrten Protokollbände des Neuburger Stadtmagistrats, der mindestens seit dem 15. Jahrhundert bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Stadt verwaltet und ihre Geschicke ganz wesentlich mitbestimmt hat. Die leider lückenhaft erhaltenen Protokollbände beginnen mit dem Jahr 1613 und geben einen Einblick in die Aufgabenbereiche des Magistrats und ganz allgemein in das bürgerliche Leben der Stadt und ihrer Bewohner. Die dazu erstellten Register ergänzen das (das von mir ebenfalls edierte) genealogische Lexikon Ignatz Ströllers, das auf der Hompage unseres Historischen Vereins veröffentlicht ist, um Daten zahlreicher bürgerlicher und kleinbürgerlicher Neuburger Familien. Hatte ich die Protokolle des 17. Jahrhunderts samt einem Registerband noch als gebundenes Schreibmaschinen-Manuskript erarbeitet, so lege ich sie jetzt ergänzt durch weitere Protokoll-Editionen aus dem 18. Jahrhundert als PDF-Dokumente auf meiner Homepage den interessierten Heimatforschern und der Öffentlichkeit vor.

Ein zweiter wichtiger Forschungsbereich war und ist für mich die Neuburger Gewerbe-, Handwerks- und Zunftgeschichte. Der Historische Verein Neuburg an der Donau verfügt in diesem Bereich über eine besonders reichhaltige Sammlung, nicht nur von Museumsobjekten, sondern auch von Akten und Urkunden, die zu einem wesentlichen Teil von unserem früheren Ausschussmitglied Ludwig Prändl, Stadtrat und Vorsitzender des damaligen Neuburger Gewerbevereins gesammelt, und bei dessen Auflösung am Beginn der Gleichschaltung in der Naziherrschafft dem Archiv des Historischen Vereins übergeben wurde. Ich habe im Laufe der Zeit von diesen Vereinsakten und auch von den diesbezüglichen Archivalien im Stadtarchiv und anderen staatlichen Archiven kurz gefasste Auszüge des Akteninhalts und auch dazu Register erstellt. Weiterhin habe ich die mir zugänglichen zahlreichen Urkunden der Zunft- und Handwerksordnungen, Wappenbriefe und Einschreibbände der Handwerkszünfte buchstabengetreu übertragen und teilweise mit Anmerkungen versehen. Wo diese noch fehlen, sollen sie später ergänzt werden. Ich wäre daher für alle Hinweise zur Klärung dort verwendeter historischer Fachbegriffe und Aufklärung z.B. über die verlangten Meisterstücke sehr dankbar.

Schließlich stelle ich auf meiner Homepage die von mir erarbeiteten Kurzregesten der Urkunden aus der Archivsammlung des Historischen Vereins vor, die Forschern Gelegenheit gibt, diese – die oft an dieser Stelle nicht erwartet und daher berücksichtigt werden in ihre arbeiten einzubeziehen.

Roland Thiele